Fluid User Experience

Das FLUX Mindset

Auftraggeber:innen, Umsetzende und Bewirtschafter:innen müssen langfristig denken und die verfügbaren Ressourcen strategisch über einen längeren Zeitraum verteilen. Und was wir von der Agilen Softwareentwicklung schon lange kennen: Das Produkt muss iterativ weiterentwickelt werden. Das gelingt nur, wenn alle beteiligen Parteien das gleiche Verständnis der Herausforderungen haben.

Anpassung von Verhaltensmuster

Während sich die Toolbox recht einfach implementieren lässt, ist die nötige Anpassung bei den Verhaltensmustern und Denkweisen wohl deutlich schwieriger.

Aus dem FLUX Manifest lassen sich für alle Parteien die notwendigen Denk- und Herangehensweisen ableiten. Doch das Manifest soll uns nur die Grundlage liefern, aber keine starren Denk- und Handlungsweisen vorschreiben. Zu unterschiedlich sind die Ausgangslagen, Vorgaben und Ziele, um daraus DIE eine Denkweise festzulegen. Trotzdem: nachfolgend einige Denkanstösse, wie das im konkreten Fall implementiert werden kann.

Ein «Fluid UX Design» macht zu Beginn etwas mehr Arbeit als ein Standard UX Design. Es trägt aber massgeblich dazu bei langfristig Aufwand und Kosten zu reduzieren und erzeugt zudem ein nachhaltig gutes Design welches wertschöpfend ist. Vor allem deswegen, weil es die Menschen im Auge behält, die mit den konzipierten Lösungen arbeiten müssen.

Denkanstösse

  • FLUX Mindset für Auftraggeber:innen
    • Denke langfristig und verteile deine verfügbaren Ressourcen (z.B. Budget, personelle Ressourcen) strategisch über einen längeren Zeitraum. Es genügt nicht einmalig eine State-of-the-Art Lösung zu erstellen, denn es liegt in der Natur der Dinge, dass diese schrittweise zerfallen. Plane deswegen ein Budget für eine Aufrechterhaltung und Optimierung ein.
    • Bedenke, dass du kein Produkt in Auftrag gibst, an dem nie etwas mehr geändert wird. Trenne dich von der Vorstellung, dass eine digitale Anwendung genauso wie eine Imagebroschüre konzipiert werden soll und nie weiterentwickelt wird.
    • Warte nicht zu lange nach einem erfolgreichem Go-live mit den nächsten Schritten. Dieser ist der ideale Zeitpunkt für die Generierung, Interpretation und Umsetzung von Erkenntnissen aus den Erfahrungen deiner Nutzer:innen, da diese Insights ab diesem Zeitpunkt ohne aufwändig aufbereitete Prototypen und Tests gewonnen werden können.
    • Der Aufwand und die Kosten für die Erstellung und Aufrechterhaltung einer UX fallen geringer aus, wenn man stetig kleinere Optimierungsmassnahmen durchführt, anstatt sporadisch grosse Sanierungsmassnahmen vorzunehmen. Das Prinzip bewährt sich in der Software-Entwicklung seit Jahren - wieso soll das im Bereich der UX nicht auch funktionieren?
    • Plane ausreichend Aufwände für eine systematische Einführung der neuen Features bei den Anwender:innen ein. Häufig werden neue Funktionen von wiederkehrenden Anwender:innen gar nicht bemerkt oder sogar als negativ empfunden. Kommuniziere daher aktiv. 
    • Bist Du Product Owner und ist dein Unternehmen an einer langfristigen Beziehung zu Kund:innen interessiert? Dann verheimliche keine «Hidden Faults». Irgendwann nach dem Go-live tritt alles ans Licht – früher oder später.
    • Denke daran: Die Arbeit einer Digitalagentur, die mit der Umsetzung einer digitalen Lösung betraut wurde, bildet in der Regel nur einen Startpunkt, einen konzeptionellen wie technischen Rahmen, deren Inhalte und Funktionen skaliert werden müssen. Sei deswegen nicht enttäuscht, dass deine Lösung beim Go-live den avisierten Optimalzustand noch nicht vollumfänglich erreicht hat. Dazu gehören in der Regel viele weitere kleinere Massnahmen.
    • Eine Webanwendung wird meistens von unterschiedlichen Menschen bewirtschaftet und muss vielfältiges Material sowie auch kleinere Änderungen an den Rahmenbedingungen verarbeiten, ohne gleich nicht mehr zu funktionieren. Die Entwicklung dieses dahinterliegenden Systems ist so komplex, dass eine grössere Website oder Applikation meist nicht vollumfänglich in einem Zug geplant und konzipiert werden kann, sondern iterativ entsteht. Etappen wie MVP und Later Stage reduzieren die Komplexität und ermöglichen kostengünstig Optimierungsphasen.
    • Plane auch ein Budget für eine agile und skalierbare Dokumentation ein. In dieser sollten nicht nur die Benutzung des Backends, sondern auch die Implikationen im Frontend sowie Usability-Guidelines und Best-Practice Beispiele aufgeführt werden.
  • FLUX Mindset für UX Professionals

    Jede:r Designer:in hat zu Recht eine individuelle, persönliche Herangehensweise, die von diesen Maximen abweichen kann – auch das liegt in der Natur der Sache. Die nachfolgenden Denkanstösse beschreiben daher eine ideale Vorgehensweise, von denen wir uns diejenigen aneignen sollten, die zu unserem jeweiligen Anwendungsfall passen.

    • Verabschiede dich von dem Wunsch deinen Auftraggeber:innen ausschliesslich «Idealzustände» aufzuzeigen. In einem Pitch- oder Sales-Kontext kannst oder musst du das gerne weiterhin tun. Im FLUX-Kontext hingegen solltest du möglichst alle Schwachstellen deines Designs ausfindig machen und diese offen mit deinen Kolleg:innen und den relevanten Stakeholdern besprechen.
    • Beziehe in allen Überlegungen «Worst Cases» und «DAUs» ein und erstelle nicht nur ein «Schönwetter-Design». Denke daran, dass du mit einem skalierbaren und intelligenten Design massgeblich dazu beiträgst, dass Entwickler:innen und Redakteur:innen in der Lage sind ein funktionierendes wie ästhetisches Frontend zu erstellen.
    • Setze die richtigen Prioritäten: Beginne bei deiner konzeptionellen Arbeit immer dort, wo die grössten Herausforderungen liegen. Beschäftige dich zunächst nicht mit den «No Brainern». Nur so verlierst du nicht unnötig Zeit mit Lösungsideen, die nicht umsetzbar sind. Teste und überprüfe vor allem die Dinge, bei denen du dich sicher fühlst. 
    • Arbeite modular: Erstelle Komponenten, die überall wiederverwendet werden können. Änderungen an der Primärkomponente werden sofort auf alle Instanzen angewendet, egal in welchem Design oder Dokument sie eingesetzt wurden. So vermeidest du doppelte Arbeit und kannst dich ganz auf das Iterieren konzentrieren. Einmal erstellt, mehrfach verwendet – und das Beste: Falls Änderungen nötig sind, werden sie automatisch auf alle Instanzen übertragen.
    • Arbeite frühzeitig code-basiert: Viele nicht code-basierte Tools stellen Farben und Schriften anders dar als Webbrowser. Auch was das responsive Verhalten von Elementen oder Micro-Animationen anbetrifft, hilft oft nur nativer HTML/CSS-Code. Auf diese Weise vermeidest du böse Überraschungen und spätere Iterationsschleifen. Besitzt Du keine HTML/CSS-Kenntnisse, dann arbeite frühzeitig mit Frontend-Entwickler:innen zusammen.
    • «Content-first»: Mache dir am Anfang der Konzeptionsphase die Mühe, die vorhandenen oder geplanten Inhalte zu untersuchen. Als UX-Designer:in kann man an dieser Stelle mit Vorschlägen zur Inhalts-Struktur und -Beschaffenheit entscheidend Einfluss auf die User Experience nehmen.
    • Mache Dir Gedanken über die technischen sowie ökonomischen Implikationen jeder deiner Lösungsvorschläge. Frage dich zum Beispiel, ob ein doppelt so hoher technischer Realisierungsaufwand einen geringen, vermeintlich nicht genau abschätzbaren UX Gewinn rechtfertigt? Eigene dir daher Wissen über die technische Realisierung von Elementen an und lerne zu verstehen wie SEO funktioniert! 
  • FLUX Mindset für Bewirtschafter:innen
    • Der initiale Aufwand zur Content-Erfassung ist ein zeitintensiver und komplexer Vorgang. Hier merkt man, ob das, was konzipiert wurde, tatsächlich funktioniert und ob die Assets in entsprechender Güte vorliegen. Für diese Phase sollte man ausreichend Zeit und Budget einplanen. Auch für rekursive Change Requests.
    • Unterschätze den Einfluss der Bewirtschafter:innen einer Website auf die User Experience nicht. Gib nicht nur Geld für die konzeptionelle Erarbeitung eines Idealzustandes aus, sondern plane auch ein Budget für die Schulung des Redaktionsteams ein. Bei einer Website genügt es nicht Assets via Drag & Drop in ein Backend zu ziehen. Alle Elemente (Text, Bild, Ton, Video, Dokumente, uvm.) müssen richtig angewandt werden, damit die einzelnen Seiten tatsächlich der vorher konzipierten User Experience entsprechen. Ein professionelles CMS hilft dabei.

Weitergehende Gedanken zum Thema Fluid User Experience:

 

Die Herausforderung

Unsere Motivation
 

Die Lösung

Die Idee einer nachhaltigen UX
 

Das FLUX Manifest

Panta Rhei - Alles fliesst
 

Der FLUX Prozess

Ein Vorschlag zu nachhaltigen Prozessen
 

Die FLUX Toolbox

Dank der richtigen Toolbox zu einer nachhaltigen UX
 

Das FLUX Mindset

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